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Kindertagespflege in Mittelsachsen:
Gemeinsam stark für alltagsintegrierte sprachliche Bildung

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Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Sprachentwicklung eines Kindes. Neben der Familie bietet die Kindertagespflege ein großes Potenzial für den Spracherwerb. Wie sprachliche Bildung spielerisch gelingt, erlebten Kindertagespflegepersonen im Frühjahr 2025 bei zwei Fortbildungen in Mittweida und Freiberg. In Zusammenarbeit mit den Fachberaterinnen Dorit Fischer und Kathrin Kuhnert führten die Sprachmentorinnen Julia Langhals und Kerstin Höfler zwei Arbeitskreise zur Sprachentwicklung für alle Kindertagespflegepersonen in Mittelsachsen durch.

Sprachentwicklung dialogisch unterstützen

"In den ersten drei Jahren passiert enorm viel in der Sprachentwicklung", erklärte Julia Langhals anschaulich anhand des Sprachbaums nach Wendlandt. Von der Wurzel bis zur Krone zeigt dieser, wie vielfältige Einflüsse, Zusammenhänge und Voraussetzungen den Spracherwerb beeinflussen.

Ein weiterer Fokus lag auf der dialogischen Bilderbuchbetrachtung und der gemeinsamen Aufmerksamkeit.

"Kinder lernen Sprache im Dialog. Es geht darum, gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Indem wir als Erwachsene auf das Kind und seine Interessen eingehen, erhalten wir die Sprechfreude und verstärken diese. Das Kind merkt: Ich werde gehört! Ich bin wichtig! Und so kommt es in die Sprache.", betonte Kerstin Höfler.

Nach einer Einführung in die dialogische Buchbetrachtung hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit aus einer vielseitigen Auswahl an Pappbüchern zu wählen und über diese ins Gespräch zu kommen und Anwendungsideen auszutauschen: Ist das Buch für die Kinder in der Kindertagespflege geeignet? Wie kann ich die Themen des Buches in meinen Alltag mit den Kindern einbinden? Welche Fragen könnte ich stellen?

Kreative Ideen zur Sprachförderung

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Besonders die Geschichte "Die kleine Raupe Nimmersatt" von Eric Carle regte die Kreativität an. „Neben dem Zählen, Benennen und Verkosten von Obst und Gemüse können auch Themen wie Mundgesundheit spielerisch integriert werden“, berichtete eine Kindertagespflegeperson, die regelmäßig selbst ein Projekt anhand des Buches durchführt.

Auch die Bedeutung der Mundmotorik für die Sprachentwicklung wurde in diesem Zusammenhang thematisiert. Spielerische Übungen wie das Pusten von Seifenblasen oder das Singen, etwa mithilfe des Bilderbuches zum Lied "Kleine Meise, kleine Meise", stärkt Muskeln im Mund- und Gesichtsbereich, die bspw. für die Bildung von Lauten wichtig sind. „Beim Sprechen werden bis zu 100 Muskeln im Körper benötigt“, so Langhals. Die Teilnehmenden hatten auch noch weitere Ideen zum Buch: das gemeinsame Füttern von Vögeln, Frühblüher aus dem Buch im Garten suchen und darüber ins Gespräch kommen.

Eine weitere Teilnehmerin stellte das Buch „Die drei Spatzen“ von Christian Morgenstern vor. Sie berichtete, wie eine Oma aus dem Dorf für alle Kinder ihrer Kindertagespflege Mützen strickte und sie mit den Kindern die Handlung aus dem Buch spielerisch und sprachlich begleitet nachspielte.

Die Beispiele zeigen:  Sprachbildung lässt sich bewusst im Alltag integrieren und vor allem gemeinsam gestalten.

Beobachtung und Reflexion

Kerstin Höfler sprach zudem über Auffälligkeiten im Spracherwerb. Eine ganzheitliche Beobachtung der Kinder sowie eine enge Elternkommunikation sind hierbei essenziell.

Außerdem wurde deutlich, dass die Reflexion und Auseinandersetzung mit den vorhandenen Materialien wie bspw. Bücher und vor allem des eigenen pädagogischen Handels von großer Bedeutung sind. Dazu machten die Sprachmentorinnen auf den Selbsteinschätzungsbogen der Koordinierungsstelle des Landesprogramms aufmerksam, der die Reflexion der eigenen sprachlichen Bildungsarbeit und der Mundgesundheit erleichtern kann.

Die Fortbildungen zeigten, wie Sprachbildung gelingt: durch Reflexion, Austausch, Kooperationen und kreative sowie alltagsnahe Methoden.

"Der Alltag in der Kindertagespflege ist reich an vielfältigen sprachanregenden Situationen. Lassen Sie uns dieses Potenzial gemeinsam nutzen!“, resümiert Kerstin Höfler.

 

Interesse geweckt?

Viele Kindertagespflegepersonen profitieren bereits von den Sachmitteln des Landesprogramms über die zum Beispiel Bildkarten für das Kamishibai, Geschichtensäckchen, Musikinstrumente oder Fachbücher finanziert werden können.

Sie sind Kindertagespflegeperson und interessieren sich für die Sachmittel oder benötigen Informationen oder Beratung zum Thema alltagsintegrierte sprachliche Bildung? Dann wenden Sie sich direkt an ihre zuständigen Sprachmentorinnen oder Sprachmentoren.

 

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